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Eine wundersame Waffe, die keinen verletzt

Buchvorstellung: Sachbuch

 

ZDF-Moderator bringt uns auf den „Wertschätzung-Geschmack“

 

Wer von uns hätte es noch nie erlebt? Ein böser Blick, ein verletzendes Wort, eine niedermachende Kritik, ein stilles Ignorieren, ein bewusstes Ausgrenzen. Und das mitten in unserem Leben, schlimmer noch: mitten in unser Herz. Das bringt uns in Wallung, steuert unser Leben und führt oft zu seltsamen Rachegedanken, die uns manchmal sogar zu Reaktionen führen, die wir später bitter bereuen, weil „wir doch eigentlich gar nicht so sind, wie wir gerade waren“.

Es geht anders, meint ZDF-Fernsehmoderator Tim Niedernolte. Wie? Das hat er in seinem Buch „Wunderwaffe Wertschätzung“ niedergelegt und kommt dabei manchmal zu banalen und manchmal zu spektakulären Ergebnissen, die sich wirklich zu lesen lohnen. Warum, liest du hier:

Vorgestellt von Steve Volke

 

 Wer hat´s geschrieben:

 

Tim Niedernolte gehörte viele Jahre zu den „Randgruppen der Gesellschaft“, die mit einem Mikrofon bewaffnet am Spielfeldrand adrenalin-aufgepumpten Fußballern nach den Spielen mit einem Mikrofon auflauerten und inständig versuchten, irgendeinen halbwegs sinnvollen Satz aus ihnen heraus zu bekommen („Manni Flanke, ich Kopf. Tor“). Bei SKY war er über viele Jahre der „rasende Reporter am Spielfeldrand“ und „machte später Platte“. Dann wechselte er zum ZDF-KIKA und der Nachrichtensendung „Logo!“, bevor er ins „erwachsene Nachrichten-Business“ von „heute“ aufgenommen wurde und das Neueste sowohl in den Nachtausgaben als auch für´s  Morgenmagazin verbreitete - gekonnt und immer mit etwas Charme in den Mundwinkeln,. Seit vielen Jahren moderiert er bis heute „Hallo Deutschland“ und die „Drehscheibe“. Niedernolte lebt in Berlin, ist verheiratet und Vater einer Tochter. „Wunderwaffe Wertschätzung“ ist sein Erstlingswerk auf dem Buchmarkt.

 

 

Worum geht´s?

 

Um ein Thema, das immer wieder in Vergessenheit gerät: Wertschätzung. Niedernolte hat sich mit einem kleinen, aber sehr feinen, Kreis von Experten zurückgezogen und ein Konzept über ein ganz altes Konzept des Lebens gemacht. Dabei zeigt er mit Gesprächen mit äußerst interessanten Interviewpartnern und thematischen Aufrissen und Impulsen, welchen positiven Einfluss Wertschätzung auf unser eigenes Leben, aber auch auf das Miteinander in unserer Gesellschaft haben kann. Seine kompetenten Gesprächspartner: Topmodel Pari Roehi, Ex-Fußballer und HSV-Präsident Marcell Jansen, Kreativ-Agentur-Chef Michael Volkmer, ZDF-Ikone Dunja Hayali, Sterne-Koch Christian Rach. Zu vielen von ihnen hat der Autor eine langjährige Beziehung, die zu wirklich wertschätzenden, spannenden Gesprächen zum Thema „Wertschätzung“ führt.    

 

 

Und wie isses?

 

In erster Linie sehr unterhaltsam, niemals belehrend, immer wertschätzend -  und startet mit einem sensationellen Kracher! Das Einstiegskapitel über das Topmodel Pari Roehi, die im falschen Körper geboren wurde, gibt nicht nur die Richtung des Buches vor, sondern ist dermaßen einfühlsam, verständnisvoll und wertschätzend geschrieben, dass die Erwartungen ans gesamte Buch direkt zu Beginn sehr hochgepumpt werden. Um es vorweg zu nehmen: Das Buch hält die geweckten Ansprüche mit wenigen Ausnahmen bis zur letzten Seite! Es ist ein ausgewogenes, inspirierendes, motivierendes und durchweg vergnügliches Leseereignis der besonderen Art. Die Gespräche und Inhalte können das hohe Niveau des sensationellen Pari-Einstiegs durchweg halten. Mit Ausnahmen ausgerechnet des Kapitels, das dem Autor besonders vertraut sein müsste: Fußballer Marcel Jansen. Da hat der Kernsatz des Kapitels oder die „Moral von der Geschicht“ reichlich Luft nach oben.

 

Ein anderes Kapitel hat bei mir stellenweise überwiegend wertschätzendes Stirnrunzeln ausgelöst: „Erfolgsfaktor Wertschätzung: Warum Wirtschaftsunternehmen ihre Mitarbeiter im Blick haben sollten.“ „Klappern gehört zum Handwerk“, das wissen alle Buchautoren. Aber hier wird teilweise doch ein bisschen zu dick aufgetragen. Es geht um Wirtschaftsunternehmen und ihre Mitarbeiter. Ich stelle mir vor, wie Kumpels aus dem Schacht Nord in Dinslaken, deren Kohle in mehrfacher Hinsicht ausgelaufen ist, solche Sätze von einem Studenten mit Ferienjob-Erfahrung im elterlichen Betrieb oder anderen Firmen in den Semesterferien aufnehmen: „Jahrelang habe ich selbst die Ärmel hochgekrempelt und im staubigen Betriebsraum an den lauten Maschinen gestanden.“ Puh! Auch interessant, wie „Wirtschaftsbosse“ von Thyssen-Krupp, Siemens, der Deutschen Bank oder dem Allianz-Konzern auf die Expertise des Autors von der „nicht mehr abzuwendenden Insolvenz des elterlichen Möbelbetriebs im Westfälischen“ reagieren. Leider gibt es in diesem eigentlich sehr wichtigen Kapitel dann einfach zu viele Gemeinplätze und „müsste, sollte, könnte“, die reichlich bekannt sind. Aber sei´s drum. Diese beiden Wehrmutstropfen können den absolut, positiven, inspirierenden Inhalt dieses Buches nicht schmälern. By the way: Es ist extrem gut geschrieben! Ich habe es an zwei Abenden am Stück gelesen, was mir schon lange nicht mehr passiert ist. Warum? Weil es inhaltlich gut, von den Gesprächspartnern interessant und zum Schluss noch mit einem weiteren Knaller aufwartet: Wertschätzung wird gegenständlich gemacht. Auf den Geschmack gekommen?  Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen.

 

Beurteilung:

 4,5 von 5 Sternen

 

 

Tim Niedernolte

 Wunderwaffe Wertschätzung

 Vom großen Glück einer einfachen Lebenshaltung

 Adeo Verlag, Asslar

 208 Seiten

 18,00 Euro