Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit?

Christsein in Corona-Zeiten (13)

 

„Müssten wir als Christen in diesen bewegten und schweren Zeiten nicht mehr Hoffnung ausstrahlen?“, so wurde ich vor kurzem von einem Freund gefragt. Die Antwort fiel mir gar nicht so leicht. Eigentlich hätte sie aus einem Wort bestehen sollen: „Ja“!

In einer immer komplizierter werdenden Welt sind die einfachen Antworten leider nicht mehr so gefragt. Obwohl viele Fragen durchaus eine einfache Antwort haben:

„Sollten wir uns für das Wohl von anderen engagieren?“ – „Ja“

„Stellt Nächstenliebe Bedingungen oder gilt nur für bestimmte Menschengruppen?“ – „Nein“

„Darf ich meine Hilfe zurückhalten, wenn ich doch helfen könnte?“ – „Nein“

„Werde ich selbst gesegnet, wenn ich für andere Segen verbreite?“ – „Ja“

 

Diese Liste ließe sich jetzt lange weiterführen. Andere Fragen sind nicht ganz so einfach zu beantworten. Zum Beispiel diese hier: „Kann ich Hoffnung verbreiten, wenn ich selbst keine Hoffnung habe?“ Platt gesagt, würde ich sofort „Nein“ antworten, aber das stimmt nicht. Denn: Ich werde selbst Hoffnung für mein Leben gewinnen, wenn ich anfange, das Fünkchen Hoffnung, das noch in mir glimmt, mit anderen zu teilen und in ihnen und in ihrer Umgebung damit eine Kerze der Hoffnung anzuzünden.

 

Wir sind jetzt in der sogenannten „dunkle Jahreszeit“. Es wird sehr früh nachmittags zappenduster, wenn kein Licht angeschaltet wird. Das gilt auch im übertragenen Sinn für unser Leben. Es wird zappenduster, wenn keiner ein Licht anzündet. Wir können auch für andere Menschen Lichter anzünden, damit es in ihrem Leben heller wird. Manchmal kleine Kerzen, manchmal Kronleuchter. 

 

In keiner Zeit im Jahr werden so viele Kerzen entzündet wie in der Advents- und Weihnachtszeit. Oft habe ich erlebt, dass selbst eine ganz kleine Flamme einen Raum ausleuchten kann. 

Licht vermittelt die Botschaft, dass wir der Dunkelheit nicht einfach das Feld überlassen. Licht vermittelt Wärme, Geborgenheit und Hoffnung.

 

Wir können im Leben anderer Menschen Lichter anzünden – und meistens wird es dann auch in unserem eigenen Leben wieder heller. 

Oder wie es die Romanschriftstellerin Madeleine L´Engle einmal sagte:

„Zeig den Menschen ein Licht, das so schön ist, dass jeder aus tiefsten Herzen wissen möchte, wo er die Lichtquelle finden kann“.

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Jens Hermann Gustav Giese (Donnerstag, 02 Dezember 2021 16:21)

    Lieber Steve,
    Möglicherweise reicht es, Hoffnung zu haben. Meine Hoffnung ist, dass ich nicht noch mehr Hoffnung brauche. Sondern einfach Hoffnung. Das Kind in der Krippe, der Mann am Kreuz, der Auferstandene, der die Emmausjünger begleitet, der wiederkommende Herr - der ist Hoffnung genug. Mehr braucht es nicht. Herzliche Grüße aus dem Erzgebirge.

  • #2

    Martin Weidner (Samstag, 05 Februar 2022 15:47)

    Die Frage, was ist, wenn ich keine Hoffnung habe udn die positive Antwort finde ich sehr bewegend. Doch es geht mir da zu schnell. Ist Hoffnung nur eine Tat? Ist sie nicht zuerst eine Seinsweise (1. Petrus 1: Wiedergeboren zu einer Hoffnung)? Was ist das für eine Seinswesie? Wir sollen Rechenschaft geben von der Hoffnung: Die ist also erklärungs-bedürftig. Worin besteht denn "ein Licht anzünden"? Ist es positives Denken? Oder ein beschenkt-werden, ein Ergreifen? Ein sich den Taten Gottes aussetzen? Oder wei Gustav Geise es sagt, sich auf Jesus zu verlassen?
    Übrigens: Hoffnung ist für mich ein Dauer-Thema, nicht nur in der Advents-Zeit! Deshalb meine späte Antwort.