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Einfach glücklich sein - warum es uns oft schwer fällt

Es gibt wohl kaum einen Menschen unter der Sonne, der nicht glücklich sein will. Trotzdem gibt es so viele unglückliche Menschen, die unzufrieden durch´s Leben gehen. Woran liegt das? Und gibt es vielleicht auch für dich: das Glück?
Teil 1 der neuen Serie über „Glückliches Leben"

Einfach glücklich sein“, wer wollte das nicht? Doch wenn wir es versuchen, stellen wir sehr schnell fest, dass genau das gar nicht so einfach ist. Ist das Glück Schicksal oder hat es mit unserem Können zu tun?

Glück haben oder Glücklich sein?

 

„Bist du wirklich glücklich?“ Als ich diese Frage gestellt bekam, durchzuckte es mich wie ein Blitz. „Natürlich“, heuchelte ich vor, aber gleichzeitig liefen wie bei einem laufenden Band vor meinem inneren Auge viele Dinge ab, die mir noch zum Glück fehlten. Vielleicht hätte ich damals dem Fragesteller antworten sollen: „Nun, ich bin zufrieden.“

 

Hätte die Frage gelautet: „Haben Sie Glück?“, wäre die Antwort ehrlicher ausgefallen, denn oft habe ich keins. Wobei es sehr stark darauf ankommt, welcher Lebensbereich gemeint ist. Zum Beispiel haben wir in der Familie noch nie „Losglück“ gehabt. Während andere bei den verschiedenen Tombolas im Kindergarten, in der Schule oder im Verein regelmßig die besten Preise abräumen und mit dem „Ultra-Hometrainer“, den Heißluft-Ballon-Rundfahrten, dem 14-tägigen kostenlosen Urlaub in der Sonne oder mit einem Smart-TV mit 4K glücklich nach Hause marschieren, haben wir es – wenn überhaupt – mal wieder nur zu Trostpreisen geschafft: Das Bleistift-Set mit Werbung von der Müllabfuhr, eine neuwertige (aber leider nicht mehr ganz vollständige, weil gebrauchte) elektrische Zitronenpresse, das Sechser-Bierglas-Set für die fünfjährige Tochter, drei Skat-Stöcke, obwohl wir keine Karten spielen. Das muss wohl in der Familie liegen, denn von einem meiner Vorfahren fand ich im Nachlass einen Brief an ein Versandhaus, in dem er sich beschwerte, dass es doch wohl nicht mit rechten Dingen zugehen könne, dass er niemals gewinnt, obwohl er seit 20 Jahren regelmäßig an diversen Verlosungen teilnimmt.

 

In unserer Beziehung zueinander haben meine Frau und ich in 33 Jahren Ehe bisher mehr Glück als Pech gehabt. Auch tragen unsere vier Kinder dazu bei, dass wir mit dem Begriff „Glück“ durchaus etwas anfangen können. Darüber hinaus können wir uns glücklich schätzen, viele Menschen zu unseren Freunden zählen zu dürfen.

 

Aber ehrlich gesagt, machen wir uns oft gar keine Gedanken darüber, ob wir glücklich sind oder nicht. Mit dem Glück ist es häufig so wie mit dem Atmen. Es fällt uns erst auf, wenn wir in Atemnot kommen, dass wir frischen Sauerstoff zum Leben brauchen. Viele Menschen beschäftigen sich erst mit dem Thema „Glück“, wenn ihnen bewusst wird, dass sie schon eine geraume Zeit keins mehr erlebt haben oder aber grundsätzlich unglücklich sind.

     

Glück ist für jeden etwas anderes, aber eine Aussage trifft auf alle Menschen zu: Wir wollen einfach glücklich sein! Alle sehnen sich nach Glück! Wir alle wollen glücklich sein!

 

Und dass wir uns so sehr danach sehnen, ist ein Beweis dafür, dass es das Glück auch tatsächlich gibt. Wir Menschen sind so beschaffen, dass wir uns nach den Dingen sehnen, die wir nicht haben, von denen wir aber wissen, dass es sie gibt oder geben muss. Und so sehnen wir uns nach Glück, weil wir tief in unserem Herzen wissen, dass es das auch für uns geben wird – und nicht nur für die anderen.

 

 

Was ist das Glück für dich?

 

Jeder versteht etwas anderes unter „Glück“. Die einen sind glücklich, wenn sie einen freien Nachmittag ohne jegliche Verpflichtungen verbringen können. Die anderen geraten dabei in Panik – aus Angst vor Langeweile. Manche sind glücklich, wenn sie der Chef lobt, weil sie ihre Jahresziele erreicht haben. Wieder andere empfinden höchste Glücksgefühle, wenn sie den „inneren Schweinehund“ und die Angst besiegt haben und schließlich nach einem 20 Meter-Sturz sicher an einem Bungee-Seil freischwebend unter einer Brücke hängen. Manche sind stark beziehungsorientiert und sind glücklich, wenn sie mit möglichst vielen Leuten, die sie mögen, zusammen sein können.

 

Der englische Schriftsteller G.K. Chesterton, der mit der Figur des Pater Brown einen wirklichen, literarischen Glücksgriff getan hat, schrieb über das Glück: „Wenn die Menschen in der Jagd nach Glück eine Pause einlegen, um sich ernsthaft ein Bild vom Glück zu machen, malen sie stets ein Bild, das man als „simpel“ oder „einfach“ bezeichnen kann. Sie streben den komplizierten Dingen nach, aber sehnen sich nach Einfachheit. Sie versuchen, Könige zu sein, aber sie träumen eigentlich davon, sie wären Hirten.“ (Buch über Robert Louis Stevenson)