Corona-Zeiten sind Entdecker-Zeiten

Geht dir das auch langsam auf den Geist? Das Leben ist anders geworden. Und komische Worte stehen auf einmal im Raum: Kontakt-Sperre, Social-Distancing, Ausgangssperre, und selbst das Wort HOME bekommt auf einmal eine andere Bedeutung, selbst wenn es nicht mit OFFICE verknüpft wird. Manche von uns fragen sich, was eigentlich bleibt, wenn alles reduziert ist. Hier eine Idee: Zeit zum Entdecken, Zeit zum Nachdenken, Zeit für Neues.

 

Ostern ist das Fest der Auferstehung. Wer wissen möchte, wie es vor mehr als 2000 Jahren war, sollte mal einen Blick in die Bibel riskieren: In Matthäus 28,5-6 kommen Maria und Magdalena an das Grab, in das der Leichnam von Jesus gelegt wurde. Sie haben nicht nur Öl, sondern auch jede Menge Fragen, Enttäuschung und Frust im Gepäck. Der wird noch vergrößert, weil sie kurz nach der Ankunft auf dem Friedhof in ein offenes Grab schauen. „Selbst Jesus wird uns jetzt noch genommen“, dachten sie vielleicht. „Wir haben jetzt nicht einmal mehr einen Ort für unsere Trauer, unsere Sorgen und unseren Frust!“


Doch die eigentliche Botschaft ist eine andere:

Der Engel wandte sich an die Frauen: »Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht mehr hier. Er ist auferstanden, wie er es vorhergesagt hat! Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er gelegen hat.

„Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er gelegen hat.“ – Manchmal müssen wir näher rangehen, um Dinge richtig zu sehen oder zu erfassen. Und das braucht Zeit. Zeit zum Nachdenken, Zeit zum Überlegen – Zeit, um sich bewusst zu machen, was eigentlich geschehen ist. Zeit, um zu reflektieren: Wo komme ich eigentlich her? Wo will ich eigentlich hin? Was suche ich wirklich?

    

Wenn uns die Corona-Pandemie etwas gibt, dann ist es ein neues Zeitgefühl. Ich rede hier von der großen Masse, die eher nicht zu den „systemrelevanten Branchen“ (auch so ein Wort!) gehört. Für die anderen bedeutet es Stress royal.

 

Also das ist jetzt für die „große Masse“ gedacht:

 

Krisenzeiten eröffnen immer mehrere Reaktionsmöglichkeiten:

 

1.     Wir können untätig rumsitzen und warten, dass sie vorbei gehen.

 

2.      Wir können uns der Illussion hingeben, dass alles wieder so wird, wie es war.

 

3.      Wir können nachdenken, die richtigen Schlüsse ziehen und anders weiterleben als vorher.

 

Ostern 2020 lädt uns genau dazu ein: Innehalten und sich die Zeit gönnen, um nachzudenken. „Kommt her und seht“, das ist auch eine Aufforderung, den Dingen mal auf den Grund zu gehen. Ein Weckruf weg von der gewohnten Oberflächlichkeit. Ein Weckruf, bisherige Vorstellungen zu hinterfragen und etwas in Betracht zu ziehen, von dem du bisher nicht geglaubt hast, dass es möglich sein könnte.

     

Die Frage, ob Jesus tatsächlich auferstanden ist oder nicht, lässt sich tagelang diskutieren. Ich übrigens glaube das! „Kommt und seht euch die Stelle an, wo er gelegen hat“ ist aber mehr. Gefragt ist eine neue Form von Offenheit, die gewohnten Gedanken einmal beiseite zu lassen und das Unmögliche zu denken.

     

In den achtziger Jahren gab es die christliche Musikgruppe „Theophiles“ aus Dortmund. Sie haben einen Song komponiert, dessen Refrain uns bei der Suche nach Gott auf die Spur helfen kann:

 

„Komm zeig mir, wo du heute wohnst,

ich weiß, du hältst dich bei uns auf,

versteckt, verborgen, irgendwo,

ich will dich finden.“

 

Corona-Zeiten sind Entdecker-Zeiten. Finden wird aber nur der, der ernsthaft sucht. Für mich sind die schönsten Überraschungen, wenn ich Gott an Orten begegne, wo ich ihn gar nicht erwartet habe. Vielleicht wird es dir ähnlich ergehen.