Christ sein in Corona-Zeiten (2)
Mein Vater war Pastor und Seelsorger. Irgendwann hatte er die Nase voll, denn in der Kunst begegneten ihm immer nur dramatische Gemälde vom „sinkenden Petrus“. Das wollte er ändern. Und so beauftragte er einen Maler, die Szenerie mal so darzustellen wie sie auch war: Der „formerly known as sinkende Petrus“ geht an der Seite von Jesus auf dem Wasser.
Der Maler Hans Legiehn aus Wiedenest hat die Szene phänomenal erfasst und dargestellt:
Das Boot ist immer noch im Strudel des Meeres. Man kann den Kampf erahnen, den die Jünger dort zu kämpfen haben. Das Segel zerfetzt, der Mast droht zu zerbrechen. Aber es scheint ein göttliches Licht auf das Boot, ausgehend von der linken Hand.
Petrus geht auf dem Wasser. Sein Blick ist nicht auf die Wellen gerichtet oder auf das sinkende Boot, sondern er fokussiert auf Jesus.
Und dann ist links im Bild Jesus, der seinen rechten Arm um Petrus gelegt hat. Er gibt ihm Nähe, Kraft und Standfestigkeit, egal, wie stark der Sturm noch tobt.
Dieses Ölgemälde hing in unserem Wohnzimmer. Es hat wahre Wunder bewirkt, die auch mich als kleinen Jungen geprägt haben. Ich habe zerrüttete Ehen unter diesem Bild einen Neuanfang wagen sehen. Ich habe Alkoholiker auf Knien vor diesem Bild beten sehen und Jesus, um Hilfe auf ihrem Weg aus der Sucht zu bitten. Ich habe zerstrittene Menschen sich die Hände der Versöhnung reichen sehen. Unter diesem Bild.
Es hing in unserem Wohnzimmer über dem Klavier. Dieses Bild hat sich sehr viele Loblieder anhören dürfen. Nach wie vor ist es im Familienbesitz. Jedes von uns sechs Kindern hat ein Foto davon.
Ich habe es gestern mal wieder ausgekramt. Irgendwie gibt es mir Hoffnung in bewegten Corona-Zeiten. Es führt mir vor Augen: Auf Wellen kannst du gehen!