Mein Beruf bringt es mit sich, dass ich viele interessante Menschen rund um den Erdball kennen lerne. Als CEO eines international tätigen Kinderhilfswerks habe ich seit 2007 in den ärmsten Gegenden Menschen kennen gelernt, deren Geschichten mich bereichert haben. Wie die von Kanani, die ich im März 2019 in Äthiopien kennenlernen durfte. Und weil sie und die vielen anderen bereit waren, ein Stück ihres Lebens mit mir zu teilen, soll ihr der erste Beitrag unter „Typen“ auf Steve´s Blog gelten.
Kanani lud unsere kleine Besuchergruppe zu sich nach Hause ein. Kaum hatten wir ihre ärmliche Hütte betreten, bereitete sie eine typisch äthiopische Kaffee-Zeremonie vor. Das kann schon mal eine Stunde dauern. Genug Zeit, um sich kennen zu lernen und zu erzählen. Kanani ist Mutter von 3 Kindern im Alter von 15, 14 und 10 Jahren. Als ihr Mann vor einigen Jahren plötzlich starb, waren die Kinder noch sehr klein. Auf einmal hatte die ohnehin schon extrem arme Familie gar kein Einkommen mehr. Kanani wurde krank und kämpfte 4 Jahre lang mit einer schweren Krankheit. In dieser Zeit kümmerte sich ihre Mutter um die kleinen Kinder. Der älteste Sohn konnte keine Schule besuchen. Die beiden jüngeren Kinder wurden ins Patenschaftsprogramm von Compassion International aufgenommen. Nur so konnte die Familie überhaupt überleben. Angesprochen auf ihre heutige Situation erzählte Kanani, sie habe ein Durchschnittseinkommen von 500 Birr im Monat. Das sind umgerechnet ca. 15 Euro. Das ist schon schlimm genug, aber die Miete für ihr Ein-Raum-Haus kostet 300 Birr im Monat. Bleiben also noch 200 Birr übrig, was ca. 6,31 Euro ist. Für alles! Eine Schachtel Zigaretten kostet in Deutschland ca. 6,50 Euro. Ich kenne Leute bei uns, die rauchen davon zwei am Tag.
Gefragt nach ihrem größten Wunsch Gott gegenüber, sagt sie spontan: „Ich habe keinen. Lass Gott tun, was immer er mit uns vorhat. Denn Gott ist Gott. Er steht über allem und kann tun und lassen, was immer er möchte. “
Kanani ist im Mutter-Kind-Programm der Makane Jesu Gemeinde. Übrigens eine Kirche, die von Deutschen gegründet wurde und heute in Äthiopien 5.000 Gemeinden mit 12 Millionen Mitgliedern umfasst. Auf die Frage, was ihr der Kontakt zu der Gemeinde bedeute, sagt sie: „Alles! Die Kirchengemeinde hält uns am Leben.“ Und sie trifft dort Menschen, mit denen sie sprechen, lachen, beten und ihre Sorgen teilen kann.
Diese Begegnung mit Kanani und ihren drei Kindern wird mir noch sehr lange nachgehen. Sie ist eine von diesen Begegnungen, die einen nicht loslässt.